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Blogwahl 2022 - Juryvorstellung Angela Francke

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Blogwahl Jury

Prof. Dr. Angela Francke

Prof. Dr. Angela Francke - Professorin für Radverkehr und Nahmobilität

Prof. Dr. Angela Francke bringt wissenschaftliche Expertise in unsere Jury – und was für welche! Die Verkehrswissenschaftlerin hat sich in Forschung und Lehre komplett dem Fahrrad verschrieben und besetzt den Lehrstuhl „Radverkehr und Mobilität“ an der Universität Kassel. Privat bleibt sie dem Fahrrad auch treu und sammelt historische Fahrräder.

Im Interview erfahrt ihr mehr über Angela:

Prof. Dr. Angela Francke Jurymitglied fahrrad.de Blogwahl 2022
Foto: privat

Angela, stell dich bitte kurz vor.

Mein Name ist Angela Francke, ich forsche bereits seit über zehn Jahren zu nachhaltiger Mobilität und seit 2015 auch verstärkt zum Radverkehr. Seit Herbst 2021 leite ich das Fachgebiet für Radverkehr und Nahmobilität an der Universität Kassel, eine der sieben vom Verkehrsministerium geförderten Radverkehrsprofessuren. Es ist für mich eine Herzensangelegenheit, den Radverkehr zu steigern und ihm auch die Wertigkeit zu geben, die er haben sollte. Als Fahrradprofessorin kann ich dazu beitragen, diese Forschungslücke zu bearbeiten und auch Studierende auszubilden in diesem Bereich. Ich möchte mich persönlich für die weitere Förderung des Radverkehrs und der umweltfreundlichen Mobilität auf allen Ebenen einsetzen, in Deutschland und weltweit.

Welche Rolle spielt das Fahrrad in deinem privaten Alltag?

Für mich ist das Fahrradfahren nicht nur ein Forschungsgegenstand, sondern eine lang gehegte Leidenschaft. Ich sammele seit meiner Jugend historische Fahrradtypenschilder und Fahrräder und interessiere mich für die Technik- und kulturelle Geschichte des Fahrrads in Vergangenheit und Zukunft. Ich bin selbst hauptsächlich mit einem sportlichen City-Bike unterwegs, das ich, gefedert und mit Gepäckträger ausgestattet, für viele Zwecke nutzen kann. Ich nutze aber jede Gelegenheit alle möglichen Fahrradtypen auszuprobieren, von Cargobike über Bamboo-Bike bis hin zum Tandem …

Was macht Radfahren für dich besonders?

Das Fahrrad begeistert mich mit seiner Einfachheit und gleichzeitig Perfektion. Es ist leise, wendig und beim Fahren ist man ganz nah dran an seiner Umgebung. Ich mag es, dass ich die Umwelt ganz direkt wahrnehmen kann, und mit meiner Muskelkraft unterwegs bin, darauf möchte ich nicht verzichten. Mich begeistert, dass das Fahrrad quasi unverändert die ganzen Jahrhunderte da war, und dass es nun endlich noch mehr zeigen kann, was für ein Multitalent es ist.

Du bist Professorin für Radverkehr und Nahmobilität. Wie kann man sich deinen Berufsalltag vorstellen?

Mit der Stiftungsprofessur für Radverkehr und Nahmobilität möchte ich neue Schwerpunkte in Lehre, Forschung und Weiterbildung zum Radverkehr setzen. Mir ist dabei die Förderung der nachhaltigen Mobilität wichtig, geleitet von der Frage, wie das Fahrrad im Zusammenspiel mit allen anderen Verkehrsteilnehmenden das Verkehrsmittel der ersten Wahl werden kann. Dabei betrachte ich wesentliche Aspekte von verkehrspsychologischen Hintergründen über empirische Datenanalyse von Mobilitätsverhalten bis hin zu internationalen Radverkehrslösungen. Beispielsweise möchte ich die subjektive Sicherheitswahrnehmung von klassischer und aktueller Radverkehrsinfrastruktur, z.B. den Protected Bike Lanes, untersuchen. Ein anderer Aspekt ist die Analyse der Entscheidungsfaktoren für das Pendeln mit E-Bikes über längere Distanzen, auch unter dem Gesichtspunkt von Radschnellverbindungen. Der Transfer in die Praxis und die Zusammenarbeit mit Partner:innen in Verwaltung, Planung und Politik ist mir dabei sehr wichtig.

Woran forschst du aktuell?

Für die Umsetzung von Maßnahmen zur Förderung der aktiven Mobilität müssen u.a. individuell passende Radnetze entwickelt werden, dazu sind insbesondere auch Daten notwendig, auf welchen Strecken sich Radfahrende besonders wohl fühlen und welche Strecken häufig genutzt werden. Hier möchte ich ein Testfeld nachhaltige Mobilität in Kassel starten, um damit über Studien im Feld, im Fahrradsimulator und über Befragungen noch mehr über die Radfahrenden und Nicht-Radfahrenden und ihre Bedürfnisse zu erfahren. Darüber hinaus ist die subjektive Sicherheit bisher ein eher unerforschtes Themengebiet, welches für die Radverkehrsförderung aber ein durchaus zentrales Thema ist.

Ganz aktuell bearbeiten wir am Fachgebiet verschiedene Forschungsprojekte, u.a. zu Alleinunfällen bei Radfahrenden und deren Ursachen oder zum Einfluss von disruptiven Ereignissen auf eine nachhaltige und resiliente Verkehrsplanung in Städten, am Beispiel der Corona-Pandemie, der Klimakrise sowie in Braunkohlefolgeregionen. Im Frühjahr 2022 sind wir in Kenia und Uganda zu Workshops vor Ort gewesen, um unser Forschungsprojekt zur Förderung von Rad- und Fußverkehr in Ostafrika in die nächste Stufe zu heben.

Ein großes Thema (auch in vielen Blogs) ist die Radinfrastruktur in Deutschland. Wie siehst du den Status Quo und was müsste noch verbessert werden?

Von der bisher in Deutschland sehr stark auto-zentrierten Verkehrsplanung müssen wir in der Stadtplanung hin zu einer menschenzentrierten Perspektive kommen. Wir können sagen, dass wenn Räume für den Rad- und Fußverkehr attraktiv gestaltet werden, dann auch viele Personen das Angebot annehmen und nutzen und aktiv unterwegs sind. Das gilt aber umgekehrt auch, wenn die Straßen besonders breit und schnell für Autos angelegt werden. Die Frage ist also: Was sind für uns lebenswerte Städte, wie sieht unser Wunschlebensraum aus?

Um den Radverkehr flächendeckend attraktiv gestalten zu können, benötigt der Radverkehr einen eigenen Platz im Verkehrsraum. Die Infrastruktur muss sicher und ausreichend breit gestaltet sein, so dass auch eine Steigerung der Radverkehrszahlen nicht direkt wieder zur Enge auf den Anlagen führt und diese auch für die neuen Formen des Fahrrades wie E-Bikes oder Lastenräder bequem nutzbar sind. Das Ziel sollte eine mitwachsende und durchgängige Infrastruktur sein, die zudem auch noch Abstellanlagen mit einplant.

Angela Francke Jurymitglied fahrrad.de Blogwahl 2022
Foto: dpa

Wie hilft dir deine Erfahrung aus dem Job bei der Aufgabe als Blogwahl-Jurorin?

Mich beschäftigt schon länger die Frage, wie mit Kreativität und Spaß nachhaltige Mobilität thematisiert werden kann. Besonders für die Lehre setze ich mich auch mit visueller Kommunikation und interaktiver Vermittlung von Wissen auseinander. Durch meine langjährige Forschung und berufliche Auseinandersetzung mit Fahrrad und Radverkehr kann ich auch die Qualität von Inhalten zu diesem Thema einschätzen – und freue mich sehr darauf, viele neue Blogs kennen zu lernen.

Was fasziniert dich an Blogs und Blogger*innen?

Vor allem die Einblicke in verschiedene Lebenswelten in Bezug zum Radverkehr finde ich spannend. In der Forschung geht es ja oft um Statistik, Durchschnitte oder Tendenzen und das ist eine wichtige Basis, um beispielsweise herauszufinden, was gut und was schlecht läuft und wo der größte Handlungsbedarf besteht. Ich finde es aber auch wichtig, dabei nicht zu vergessen, dass es sich gerade in der Mobilität viel um Menschen und deren tägliche Erfahrungen dreht und diese Perspektive können Blogs vermitteln.

Wenn du einen Blog schreiben würdest, worum würde es in deinem Blog gehen?

Bei der Auseinandersetzung mit nachhaltiger Mobilität öffnet sich für mich ein riesiges Feld an Themen und Verknüpfungen, über die es sich zu forschen und zu schreiben lohnt. Es geht dabei um Vorteile des Fahrrades, welches auf Strecken bis zu fünf Kilometern das schnellste Verkehrsmittel im innerstädtischen Bereich ist, aber auch um die Notwendigkeit von intermodaler Verknüpfung, wie beispielsweise der Fahrradmitnahme im ÖPNV, um der Klimakrise mit einem starken Umweltverbund entgegenzuwirken. Es gibt aber auch weniger offensichtliche Themen, wie die Rolle des Fahrrades bei der sozialen Teilhabe, zum Beispiel der Integration von Geflüchteten. Insgesamt würde ich mit einem Blog gern den verschiedenen Perspektiven von Verkehrsteilnehmenden Platz geben, und damit zum besseren Verständnis von allen beitragen.

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