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REPARATUR- UND ERSATZTEILE BEIM BIKEPACKING

fahrrad.de |

Meine Radwahl bei meiner Tour von Anchorage nach New York mag den Ein- oder Anderen verwundern. Schließlich ist mein Carbon-Rennrad eher für Wettkämpfe gebaut, als dass man es schwer beladen auf Tour sieht. Die Montage eines Gepäckträgers gestaltet sich schwierig, und die Maximalbelastung einiger Teile beträgt 110 KG Systemgewicht - da ist man mit ein wenig Gepäck schnell an der Grenze. Warum ich mich trotzdem für das Rennrad entschieden habe, kann man in meinem Artikel: Die Fahrradwahl nachlesen. Kurz: mir macht dieses Rad einfach mehr Spaß, eine vernünftige Wahl ist es aber keinesfalls. Das liegt nicht nur daran, dass ich die Einzelteile des Rades bis an ihre Belastungsgrenze treibe, sondern auch daran, dass Ersatzteile für mein Rad recht schwer zu bekommen sind.


Mein erster Triumph, das Überfahren der 1.000 km Marke, wurde nach wenigen weiteren Kilometern schon getrübt: mir waren zwei Speichen gerissen. Das war das erste Mal, dass mir überhaupt Speichen reißen - und ich habe bis jetzt mindestens 10.000 km auf Rädern zurückgelegt. Ich war allerdings nicht wirklich überrascht, dass eine Speiche reißen würde, denn es wurde mir von vielen Radexperten prophezeit: zu groß ist die Belastung, wenn auf den Gepäckträger 20 Kilo geschnallt werden. Deshalb hatte ich, in weiser Voraussicht, schon Ersatzspeichen mitgenommen. Allerdings nur jeweils 2 für vorne und für hinten.

Manch einer mag jetzt denken, kein Problem, ab in die nächste Stadt und einfach Ersatz besorgen. So einfach ist das leider nicht. Das erste Problem ist, dass es hier kaum Städte gibt; gerne fährt man hier 1.000 km nur durch Dörfer mit weniger als 400 Einwohnern. Da gibt es keinen Fahrradladen, und somit auch keine Speichen. Doch das ist in meinem Fall nicht das einzige Problem: Ich benötige Spezialspeichen, so genannte "Straightpull"- Speichen. Bei dieser Speichenart ist der Kopf nicht um 90 Grad abgekrümmt, die Speiche ist vollständig gerade. Das benutzen nur sehr wenige Hersteller, und so konnte ich nur von Glück reden, als ich in Whitehorse, einer 25.000-Seelen-Stadt in Kanada, fündig wurde. Allerdings hatte der Fahrradladen auch nur exakt eine Speiche. Viel schief gehen darf also jetzt nicht mehr.

Ersatzteile für Fahrräder

Man sollte bei der Radwahl für eine Tour zunächst überlegen, wie die Ersatzteillage im Reisegebiet aussieht. Fährt man durch Zentral- oder Westeuropa, so wird man schnell fündig, selbst wenn man speziellere Teile sucht. Im Notfall kann man diese ja auch on Tour im Internet bestellen - innerhalb Europas kann da zumeist mit 2 Tagen Lieferzeit geliefert werden. In anderen Gebieten der Welt sieht es aber schnell eng aus.

Fahrradladen in Whitehorse Canada - Bikepacking Kanada

Foto: Leonard Schlüren

Daher sollte man bei der Teile- und Komponentenwahl des Rades auf weit verbreitete Teile setzen. Übliche Kettenschaltung oder robuste Rohloffnabe, "normale" Bremsen mit Bowdenzügen anstelle von Hydraulik- und Scheibenbremsen. Beide Laufräder sollten Schnellspanner besitzen, und alle Schrauben aus dem selben System stammen (keine Mischung von Metrisch/Imperial). Bei der Reifenbreite sollte ein übliches Modell gewählt werden - Rennrad und Fatbike Ersatzreifen sind eher Spezialgebiete und vielerorts Mangelware. Setzt man beim Rahmen anstelle von Aluminium oder Carbon auf Stahl, hat man eine bessere Chance, dass dieser unterwegs repariert werden kann. Carbon ist nach einem Bruch nutzlos, Stahl lässt sich unter Umständen noch schweißen. Was die Speichen anbetrifft, so ist man mit den gängigen Modellen besser beraten als mit Straightpull-Speichen oder Laufrädern ohne wechselbare Speichen.

Die Teilewahl sollte bis in die Details beachtet werden, wenn möglich, sollten viele identische Schrauben verbaut werden, um die Sache zu vereinfachen.

Wenn man jedoch, wie ich, gerne extravagant unterwegs ist, sollte man einen eigenen Ersatzteilbestand und einen Notfallplan parat haben. In meinem Fall bedeutet das, was die mitgeführten Ersatzteile betrifft:

    • 2x2 Ersatzspeichen - leider zu wenig. Nächstes Mal würde ich 2x6 mitnehmen, da die Speichen ja sehr leicht sind und kaum Platz wegnehmen
    • 1 Bowdenzug Hinterbremse - kann gekürzt- und dann auch vorne verwendet werden
    • 1 Bowdenzug Schaltung lang - kann für beide Schaltarme verwendet werden
    • 2 Kettenschlösser
    • 2 Ersatzbremsbeläge mit Schrauben
    • 2 Ersatzschläuche
    • 1 Ersatzreifen (Faltreifen)
    • 1 Flickzeug
    • 1x M4(x ca 20) Ersatzschraube mit Mutter, für den Gepäckträger - (leider habe ich diese bereits verloren.)
    • 4 verschiedene Kabelbinder für universalen Gebrauch bei der Reparatur (je 10 Stück)
    • Gaffa Tape (Strukturklebeband): Ein Alleskönner bei der Reparatur
    • Kein wirkliches Ersatzteil: Rasiereröl als Universalöl für Kette, Schaltung und Co.

Welche Werkzeuge nehme ich mit?

Ich habe, was die Werkzeuge anbetrifft, eine Minimalausstattung:

  • 1 Minitool mit Kettengliedtrenner, allen Inbusschlüsseln, die ich benötige, Speichenspanner und Kreuz- sowie Schlitzschraubendreher, außerdem eine Aluminiumzunge als Reifenheber
  • 1 Universalwerkzeug "Leatherman" mit Zange, Messer, Schere und Säge
  • 1 Schraubenschlüssel, 15mm, um die Pedale lösen zu können - alternativ ist oft auch ein Inbusschlüssel möglich

Generell sollte man jede Schraube und Mutter des Rades mit dem Werkzeug lösen können - nur dann ist man gut ausgestattet. Hier findet ihr passende Fahrrad Minitools.

Diese Ausstattung hat natürlich ihre Grenzen, aber für die gewöhnlichen und viele der ungewöhnlicheren Pannen on Tour ist man damit gewappnet. Sollte das mal nicht reichen, hilft oft Geschick und Einfallsreichtum. Mit Zeltstreben, Tape, Bowdenzügen und Kabelbindern kann man vieles, auch den bei Carbonrädern gefürchteten Rahmenbruch, provisorisch reparieren. Keine Lösungen für die Ewigkeit, aber Konstruktionen, die einen zurück in die Zivilisation bringen.


Wie komme ich unterwegs an Teile?

Die örtlichen Fahrradgeschäfte sind natürlich meistens die erste Wahl, da man ohne Wartezeit an seine Teile kommt. Aber auch diverse Onlineshops werden immer mehr zur Alternative, um on Tour an Ersatzteile zu kommen. Wenn man mit der provisorischen Reparatur noch ein paar Tage überbrücken kann, ist es oft am einfachsten, sich Eratzteile an ein Hotel oder ein sonstiges Übernachtungsziel liefern zu lassen. Man hat die Sicherheit, dass man auch die richtigen Teile bekommt, und muss nicht bangen, ob das Fahrradgeschäft überhaupt die richtige Auswahl hat.

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